Westfälische Rundschau, 02.09.2005

Ehepaar Abt berichtete über jüngste Indonesien-Reise - Projekte in Banda Aceh

Nach dem Tsunami neues Leben - mit Siegerländer Hilfe

"Spätestens nächsten Sommer fliegen wir wieder nach Banda Aceh", sagt Tieneke Parartini Abt. Die Vorsitzende der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft (DIG) war im Juli zusammen mit ihrem Mann Otto Abt in dem am schlimmsten vom Tsunami betroffenen Landesteil unterwegs.

"Die Zustände in der Region sind deprimierend", berichtete gestern Otto Abt. "Man sieht nur Grundflächen der zerstörten Häuser. Ganz vereinzelt stehen Mauerreste. Die wenigen Überlebenden hausen auch nach über einem halben Jahr noch immer in Zelten."

Mit im Gepäck hatte das Ehepaar 30 010 Euro an Spenden. Das Geld war Anfang des Jahres sowohl von größeren Unternehmen als auch von Sportvereinen, Verbänden, Clubs, sozialen Einrichtungen und vielen, vielen Privatleuten zusammengelegt worden. "Wir sind sehr dankbar für diese große Anteilnahme", so Otto Abt.

In Gurah, einem Dorf rund zehn Kilometer entfernt von Banda Aceh, wohnten vor der Flut 830 Einwohner. 685 von ihnen starben in der Flut. Die Einwohner hatten von der Textilherstellung und der Viehhaltung gelebt. Dank der Siegerländer Spenden konnten die Abts 75 Kühe anschaffen - Kaufpreis: 15 000 Euro. Außerdem finanzierten sie den Schneiderinnen zwölf neue Nähmaschinen und Nähzubehör im Wert von insgesamt 820 Euro.

Mit den anvertrauten Spenden unterstützen die Abt außerdem 23 junge Frauen, die als Krankenschwestern ausgebildet werden. Sie alle stehen alleine da, sind durch die Naturkatastrophe zu Waisen geworden. Die Pflegeschulkosten belaufen sich auf insgesamt 13 440 Euro.

Durch ihre dritte Aktion ermöglicht das Ehepaar 80 Kindern eines Waisenhauses, die Schule zu besuchen. Otto Abt: "In dem Heim schaut die Not aus allen Ecken. Die Kinder konnten nicht zur Schule gehen, weil ihnen passende Schuluniformen fehlten. Die ist nun einmal Pflicht in Indonesien. Sollten diese Kinder Analphabeten bleiben, nur weil sie keine geeignete Kleidung haben?" Also werden 750 Euro für Schulgarderobe ausgegeben - und damit der Weg zur Bildung geöffnet.

Mit den relativ geringen Mitteln sei deshalb eine so umfangreiche Hilfe möglich, weil das Geld unmittelbar und ohne Zwischenorganisationen an die Bedürftigen weitergeleitet wurde, betonte Otto Abt. Der Appell der beiden: "All diese Maßnahmen müssen dringend weitergeführt werden. Die Hilfe ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir sind auf Spenden weiterhin angewiesen, um andere Menschen zu unterstützen."


Westfalenpost, 02.09.2005

Not der Opfer etwas gelindert

Spendengelder in die Krisenregion Aceh

"Wo früher Dörfer standen, ist heute eine große weite Fläche." Wenn Otto Abt sich an seinen Aufenthalt im indonesischen Aceh erinnert, denkt er aber nicht nur an zerstörte Orte und grenzenloses Leid, sondern auch an die große Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen dort.

Die vom Tsunami am stärksten betroffene Region ist mittlerweile etwas aus dem Bewusstsein der Leute geraten. Dabei steht der Wiederaufbau der Region gerade erst am Anfang. Während die meisten Bewohner noch in Zelten leben, entdeckte Abt aber auch erste Zeichen des wieder erwachenden Lebens.

Gemeinsam mit seiner Frau Tieneke Parartini Abt, Vorsitzende der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft Südwestfalen, bereiste er vom 13. bis 15. Juli die Krisenregion. Im Gepäck hatten die beiden Spendenmittel in Höhe von 30000 Euro. Nicht viel, bedenkt man das gewaltige Ausmaß der Schäden. Aber doch genug, um zumindest einigen Betroffenen zu helfen.

Zum Beispiel im Dorf Gurah, zehn Kilometer von Banda Aceh entfernt. Von den ehemals 830 Einwohnern überlebten nur 145. Häuser blieben keine mehr stehen. 75 Kühe und zwölf Nähmaschinen sollen nun helfen, den von Textilverarbeitung und Viehwirtschaft lebenden Einheimischen wieder einen eigenen Verdienst zu ermöglichen.

Besonders groß ist die Not unter den Kindern. In Indonesien gibt es zwar die Schulpflicht, doch Schule kostet Geld. Die Siegerländer rüsteten 80 Bewohner eines Waisenhauses in Banda Aceh mit den nötigen Schuluniformen aus. Unterstützt wurden auch 23 durch den Tsunami zu Vollwaisen gewordene Mädchen einer Krankenschwesternschule. Sie erhielten das teure Schulgeld für ein bzw. zwei weitere Jahre. Ohne diese Hilfe hätten sie die Schule verlassen müssen.

Besonders beeindruckt war Otto Abt von der Offenheit der Menschen: "Die Leute kamen zu uns und erzählten ihr Leid." Ein 45-jähriger Familienvater berichtete ihm, wie er auf der Flucht vor den Fluten sein jüngstes Kind in den Armen trug, es dann aber im Sog des Wassers verlor. Dem deutschen Gast schenkte er ein Gedicht, in dem er die Folgen der Katastrophe verarbeitete.

Auch wenn die Region nicht mehr die Schlagzeilen bestimmt, fordert Abt zu weiteren Spenden auf. Viele Maßnahmen, wie etwa die Unterstützung der Schwesternschule, bedürften unbedingt der Fortführung. Zugleich versichert er: "Die Spenden gehen unmittelbar an die Betroffenen." Wer helfen will, kann dies bei der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft Südwestfalen, Sparkasse Siegen, BLZ 460 500 01, Konto: 1245679.


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