Schon schimmert Licht

Gedichte von Otto Abt

12,50 EUR

erschienen 2001 im Verlag Arthur Göttert

ISBN 3-929793-95-4

Siegener Zeitung, 02.01.2002

Schon schimmert Licht

Neue Lyrik des Weidenauer Autors Otto Abt erschienen

"Meine Worte sammle ich / wie Kieselsteine am Fluss. / Ich lege ein Muster im Spiel ..." Ein Spiel ist auch, was der Weidenauer Autor Otto Abt in seinem neuen Lyrikband "Schon schimmert Licht" präsentiert. Auf 88 Textseiten breitet er seine Wortspiele aus, Denkbewegungen zwischen "Vorwärts" und "dunklen Wänden", "Licht" und "bergigen Pfaden", so Benennungen der Textabschnitte. In teilweise sehr persönlichen Texten nimmt der frühere Pädagoge und Asien-Kenner die Leserinnen und Leser auf diese innere Suchreise mit. Manchmal spricht er seine Begleitung an, dann wird ein lyrisches Du zur Überprüfung des Persönlichen aufgefordert. Oft erzählt Abt scheinbar um des Erzählens willen von Gedanken, Gefühlen und Steinen des (Denk-)Anstoßes.

"... So viele gehen achtlos / darüber hinweg ..." Nein, es geht nicht nur ums Erzählen. Abt fordert das genaue Hinhören und "Hin-Lesen". Selbst sehr persönliche, expressive, subjektivste Erlebnisebenen - von vielen Autoren aus vielen Gründen gemieden -, setzt Abt der Überprüfung aus. Wenn er eine Trompete "gelbe Fontänen aus Tönen" ausstoßen lässt, wenn aus "bleichen Sternen" Kälte fällt, wenn das "aufgeblähte Segel des Vollmonds" an Bäumen vorbei zieht, dann lässt sich daran nicht mehr vorbeilesen. Stellungnahme ist gefordert.

Formulierungen, denen die erkenntnissetzende Kraft fehlt, zielen nicht auf Originalität, sondern greifen Alltagserleben auf. Achtlos sollte man über diesen Band aus dem Göttert-Verlag (Diepenau) nicht hinweggehen. Der Autor hat erzählerisches Talent. Besonders deutlich wird das an den biografisch gefärbten Texten im ersten Drittel des Buches. Balladesk der Text "1945 - bei sich nähernder Front", die Geschichte eines Jungen, der in Frontnähe beim Pfarrer im Nachbardorf Hostien für eine Eucharistiefeier holt. Quälend der Text über das grausame Schicksal, das zwei von drei Jungen von einer Bombe zerfetzt werden und nur der Erzähler überlebt. intensiv auch die kleinen Texte, deren Form der "erzählende" Abt ebenfalls beherrscht, so z.B. "Lauf der Zeit" (S. 20) oder "Auch eine Alterserscheinung" (S. 21).

"... Doch manchmal / im glitzernden Sonnenstrahl / entdeckt sie ein Wanderer / und freut sich." Wie schon in seinem ersten Lyrikband "Aufbruch - Unterwegs - Abschied" taucht bei Abt auch in diesem Buch als fast durchgängiges Thema die Spiritualität auf. Manchmal eben fast naiv heiter, manchmal an der Dunkelheit Gottes und dem Schrei der leidenden Welt leidend. Beides bleibt gleichberechtigt nebeneinander stehen, gehört zusammen. Auf den letzten Seiten sammelt Abt Aphoristisches, und zum Schluss gelingt ihm eine Sentenz, die ein wenig an Lao-Tses "Tao-Te-King" erinnert: "Das Wahrhaft Große ist einfach. / Der Weg zum Einfachen / ist lang und beschwerlich." Abt scheut diesen Weg nicht.


Siegener Rundschau, 19.12.2001

Neuer Lyrik-Band

Otto Abt: "Überall ist Buddhaland"

Der Umschlag, gestaltet von Gabi Bosch, weist den Weg. Wie Landstraßen schlängeln sich Linien über das Papier. Sie verbinden fiktive Orte wie "Karima", "Meine Insel", "Buddhaland" oder "Novembermorgen". Alle führen zum Ziel - dem Licht. Es ist die Rede von Otto Abts neuem Lyrik-Band.

"Schon schimmert Licht" überschreibt der ehemalige Siegener Grundschulrektor seine Gedichte - alle entstanden in den vergangenen zwei Jahren. Es ist Poesie der philosophischen Art - sie gibt die Erfahrungen eines Menschen wieder, der in Europa und Asien zu Hause ist. Otto Abt ist mit einer Indonesierin verheiratet, Gründer des Siegener Gamelan-Orchesters und Lehrer für Tai Chi.

Otto Abt malt mit Sprache - zum Beispiel Naturereignisse. Das "Abendrot" ist ein "herausgeschleudertes Rot", der "Schneeorkan" eine "wilde Flut aus Werden und Vergehen". Immer wieder reflektiert er Kindheitsereignisse. So beschreibt er seine Glaubenszweifel nach dem frühen Tod des Vaters - und den Weg zurück "in die unendliche Liebe Gottes".

Der Glaube ist für ihn keine Frage der Religion. "In Indonesien beten Christen und Islamisten zu Allah - das ist nur ein anderer Name für Gott", sagt er. Auch seine Gedichte atmen den Geist der Toleranz: "Überall ist Buddhaland".


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