Aufbruch - Unterwegs - Abschied

Gedichte von Otto Abt

12,50 EUR

erschienen 1999 im Verlag Arthur Göttert

ISBN 3-929793-75-X

Siegener Zeitung, 19.10.1999

Aufbruch - Unterwegs - Abschied

Otto Abt legt ersten Lyrikband vor - Leben als spiritueller Prozess

Menschenleben, ausgespannt zwischen Geburt und Tod. Ein Weg durch Licht und Dunkel, das Leben als spiritueller Prozess: "Aufbruch - Unterwegs - Abschied" nennt Otto Abt, Pädagoge und Leiter des Siegener Gamelanorchesters, seinen ersten Gedichtband. Sehr persönliche Zugänge zu den elementaren Lebensthemen hat der 68-Jährige gewählt. Aber nicht abgehobene Selbstgenügsamkeit spricht aus den rund 80 Texten, sondern eine ausgeprägte Sensibilität für Leid und Lobpreis und das Wissen, in jeder Lebensphase an einem Anfang zu stehen.

Die Überschriften zu den einzelnen Abschnitten des Buches sind dem Titel entnommen. Bewusst hat Abt indes diesem Dreierschritt noch den vierten Abschnitt "Wegzeichen" hinzugefügt, in dem Aphoristisches Raum gewinnt und so noch einmal auf die Grundthemen des Buches rückverweist. Was die Abschnitte des Buches miteinander verbindet, ist das Bekenntnis zu der Dimension jenseits aller Grenzen, die Abt in selbstverständlicher Frömmigkeit mit dem Wort "Gott" benennt: "Oft wächst Gott in dir wie das Gras, sanft und unmerklich" (S. 83).

Einigen Raum widmet der Autor seiner Verbundenheit mit Indonesien, erzählt von Erlebnissen mit dem völlig anderen Kulturraum und lässt sich anrühren und befragen von Erfahrungen, die sein eigenes westliches Weltbild in Frage stellen. Nicht von ungefähr stehen in der Mitte des Buches die liebevollen kurzen Texte, die Abts musikalisches Projekt in Siegen, das Gamelanorchester, beschreiben. Wer genau "hinhorcht", wird hier einen leichten Zugang zu dem sonst so fremdartig faszinierenden Klangteppich dieser Musik bekommen. Und auch hier steht hinter allem die spirituelle Übung: "Jedes Atmen bringt mich näher zu mir selbst und auch zu dir, zur Ewigkeit, zu Gott" (Gamelan als Atem, S. 55).

Bei aller Lebensbejahung lässt Abt die Zweifel nicht außen vor, thematisiert Einsamkeit, Verzweiflung, Richtungslosigkeit. Aber sie sind Durchgangsstationen, Anfechtungen auf dem geistlichen Weg, an dessen Ende die demütige Erkenntnis steht: "Du forderst Vertrauen ein, nicht mein Erkennen" (S. 88).

In Abts Lyrik tauchen häufig Symbolwörter auf, keine Chiffren, eher "semantische Keile". Dabei nimmt das "Licht" eine wichtige Stellung ein: Es steht als Widerspruch zu Elend und Sinnlosigkeit und setzt wie im Schöpfungsbericht immer wieder einen Neuanfang. Der Kontrast von Farben, meist metaphorisierend genutzt ("schwefelgelb", "nachtblau", "glutrot") trägt zu einer sehr eigenwilligen Dynamik der Texte bei. Einige Gedichte sind in sehr persönlichem Ton gehalten. Immer wieder stößt man auf Formulierungen, die nachdenklich machen und haften bleiben: die passende Lektüre für ruhige Herbsttage bei einer Tasse Tee. Das Buch ist im Verlag Arthur Göttert erschienen und im Siegener Buchhandel erhältlich.


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